Seit Jahrzehnten kreuzen sich berufliche und private Wege von Gabriele Hartmann und mir
Wenn sich Freundinnen oder Freunde über Gabriele [„Gabi“] Hartmann unterhalten, sprechen sie von „unserer Gabi“. Ich habe in den vergangenen 45 Jahren – so lange, schätze ich, kennen Gabi und ich uns schon – noch nie jemanden getroffen, der Gabi nicht leiden kann. Mehr noch: Es ist einfach unmöglich, dieses quirlige Menschenkind nicht zu mögen.
Gabi wird bald 67 Jahre alt. Aber niemand sollte sich eine graugewandete Rentnerin vorstellen, die im Park Tauben füttert. Gabi ist immer noch der alte Wirbelwind. Wenn sie nach Berlin zu Besuch kommt, legt sie solch ein Programm vor, dass ihren Gastgebern die Puste auszugehen droht. „Wenn ich zum Tanzen in Clärchens Ballhaus gehe, treffe ich gleich 20 Leute“, erzählt sie.
Daheim in Freiburg, wo sie seit zehn Jahren lebt, arbeitet sie als selbständige Gästeführerin für Menschen mit Behinderungen und als Übersetzerin für Leichte Sprache. Neben Singen sind ihre Hobbies Tanzen und Walken mit Stöcken „jeden Tag“ [Gabi]. Zweimal in ihrem Leben hat Gabi den Krebs besiegt.
Was an Gabi Hartmann so fasziniert, ist ihre Offenheit. Sie ist herzlich und wendet sich ihren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern zu. Wenn sie neugierig ist – und sie ist immer neugierig –, fragt sie ihrem Gegenüber Löcher in den Bauch, ohne aufdringlich zu wirken. Mit Sicherheit wird sie nicht immer gut gelaunt sein, aber ihre Sorgen trägt sie nicht nach außen. Ich habe Gabi auch in den schwierigsten Reisesituationen noch nie griesgrämig erlebt.
Schon als Kleene war sie wohl schon ein Wonneproppen [Foto links]. Zuviel des Lobes? Wer jetzt diesen Eindruck hat, sollte Gabi mal kennenlernen. Es ist leicht, mit ihr in Kontakt zu kommen. Sind einmal Freundschaften entstanden, pflegt sie diese. Auf den beruflichen Stationen ihres Lebenslaufs hat sie viele Freunde gewonnen. Eine Kurzfassung: Abitur in Berlin 1975, Ausbildung zur Dipl. Bibliothekarin an der Freien Universität Berlin von 1976 bis 1979, dann Tourismus-Studium an der Freien Universität 1979 und 1980 [dort mich als Dozent kennen gelernt], danach freiberufliche Tätigkeit – u.a. für die Reiseredaktion der Zeitschrift „test“ der Stiftung Warentest mit mir als zuständigem Reiseredakteur. Von 1984 bis 1990 jeweils Halbtagsbeschäftigung im Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen und in meinem 1981 gegründeten Redaktionsbüro. 1990 bis 2013 als Seminarmanagerin und Pressesprecherin beim Deutschen Seminar für Tourismus; dort auch meine Presseseminare betreut.
Suchbild: Wo steckt Gabi Hartmann beim Deutschen Seminar für Tourismus [oben]. Im ITB-Team des Redaktionsbüros Schwartz [unten] ist sie leichter auszumachen
Gabis Herz hat schon immer für den Tourismus geschlagen – und dort besonders für alle alternativen Reiseformen. So hat sie 1984 die Halle Anders Reisen für die ITB Berlin ausgerichtet.
Wir waren häufig zusammen auf Recherchenreisen für Reiseführer unterwegs, mehrfach nach Jugoslawien und Malta. In kürzester Zeit haben wir gemeinsam einen Malta-Reiseführer für den LN-Verlag gestemmt. Die erste Auflage erschien 1989 mit dem Vermerk im Impressum: „Autor und Verlag danken Gabriele Hartmann für die Mitarbeit an diesem Buch.“
Auch auf die kleine dänische Insel Bornholm führten mehrere gemeinsame Recherchenreisen für einen Dumont-Band der Reihe „Richtig reisen“. Während ich noch in meinem Ferienhaus-Bett schlummerte, drehte Gabi schon große Jogging-Runden. Einmal zog ich mir am letzten Arbeitstag auf Bornholm einen Muskelfaser-Riss zu. So konnten wir uns bei der nächtlichen Rückfahrt mit dem Auto nicht beim Fahren abwechseln. Damit Gabi vor lauter Müdigkeit nicht einschlief, haben wir Lieder geschmettert. Als uns keine mehr in den Sinn kamen, haben wir uns auf unsere katholische Vergangenheit besonnen und – Kirchenlieder gesungen. „Maria, breit den Mantel aus“ und so…
Berlin ohne „unsere Gabi“, Gabi ohne Berlin – das war für ihre Freundinnen und Freunde viele Jahre nicht denkbar. Gabis Familie lebt noch in Berlin. Sie selbst wohnte von 1981 bis 2012 in der Admiralstraße in Kreuzberg in einem anfangs besetzten Haus, das die Bewohner später vom Land Berlin in Erbpacht überlassen bekamen. Ich erinnere mich an so manche fröhliche Runde in Gabis Wohnung und an Feste im Hof des Hauses.
Gabis Kenntnisse über Berlin, die Geschichte der Stadt und der Anekdoten ihrer Bewohner verblüffen immer wieder. So manches davon ist in den LN-Reiseführer „Berlin“ eingeflossen, an dem wir kurz vor der Wende auch gemeinsam gearbeitet haben.
Während einer Dienstreise für mein Redaktionsbüro nach Italien lernte sie den renommierten Reisejournalisten Wolfgang Weiler [Foto] kennen, damals noch Chef der Reiseredaktion der Morgenpost. Gabi folgte ihm, als dieser von Berlin nach Freiburg ging. Längst hat das Paar Silberne Hochzeit gefeiert.
Eigentlich wollte ich hier noch ein wenig über Gabis Mann erzählen, der kommendes Jahr 70 wird. Aber Wolfgang Weiler [„Wolle“] – der ist ein eigenes Porträt wert. Gefragt habe ich ihn noch nicht…